Das alte Kantonsspital wurde 1856 nach den Plänen von Dr. Simon Ettlin erbaut. Es war ursprünglich nicht nur Spital, sondern gleichzeitig auch «Gefängnis, Irrenanstalt und Heim für Arme und Gebrechliche». Während der Nordflügel, welcher als Strafanstalt diente, bis ins 3. Obergeschoss in massivem Bruchstein aufgebaut wurde, sind sowohl der Mitteltrakt wie auch der Südflügel über dem Erdgeschoss als Holzbau errichtet worden.
Eine verputzte und mit Gesimsen gegliederte Fassade fasste das unterschiedliche Innere zusammen und präsentierte einen massiven symmetrischen Baukörper als Teil des Ensembles öffentlicher Bauten aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entlang der Brünigstrasse.
Mit dem Projekt wird die Lesbarkeit des Gebäudes als gewachsenes Denkmal gestärkt, indem die unterschiedlichen Bauetappen ihren Ausdruck zurückerhalten und keine Etappe der anderen ihren Zeitgeist aufzwingt. Die massvolle Rekonstruktion der Fassaden des Ursprungsbaus gibt diesem seine Stellung als Teil des Ensembles wichtiger öffentlicher Bauten an der Brünigstrasse zurück. Zu den Massnahmen gehören die Geschossgliederung mittels unterschiedlicher Putzstrukturen, die Wiederherstellung des Gurtgesimses über dem Erdgeschoss und die Fenster mit Sprossenteilung und Klappläden. Die Aufstockung der Seitentrakte von 1972 wird in glattem, hell gestrichenem Putz gehalten und veranschaulicht damit die ursprünglichen Proportionen des Baukörpers. Der ostseitige Neubau markiert den heutigen Hauptzugang als zeitgemässe Erweiterung des Mittelrisalits in hell eingefärbten Betonelementen. Ebenfalls mit hellen Betonelementen ist der nordseitige Anbau konstruiert, dessen Proportionen und Öffnungsverhalten sich am südlichen Anbau orientieren. Damit bilden die Erweiterungen untereinander und zusammen mit dem Hauptbau ein angemessenes Gleichgewicht und eine in sich ruhende Volumenkomposition.
Das Psychiatriegebäude aus dem 19. Jahrhundert mit seinem Park bildet die Keimzelle des heutigen Kantonsspitals. Diese Geschichtlichkeit wird Grundlage der neuen Umgebungsgestaltung. Sie interpretiert den sogenannten «gemischten Stil» der Entstehungszeit neu und verbindet formale mit landschaftlichen Elementen. Die Umgebung des Gebäudes übernimmt dessen Achse und Symmetrie. Die ehemals den westlichen Haupteingang flankierenden Rasenparterres werden rekonstruiert. Vor dem Portikus der Ostseite öffnet sich ein hippodromförmiger Platz. Die in der ersten Runde vorgeschlagene Axialität des östlichen Vorplatzes wird beibehalten, dessen Fläche jedoch zugunsten des landschaftlichen Parkteiles reduziert.
Im Erdgeschoss befinden sich neben dem Empfang das Ambulatorium sowie die Kinder- und Jugendpsychiatrie, im 1. Obergeschoss die Verwaltung und der Konferenzraum mit Foyer, im 2. und 3. Obergeschoss je eine Abteilung und im Dachgeschoss die Therapieräume. Die erweiterte Erschliessungszone im Zentrum sorgt für räumliche Entspannung oder kann als zusätzlicher Aufenthalt genutzt werden, je nach Bedürfnis der Wohngemeinschaft.